Meinungen und Gedanken von Besucher/innen zum Thema „Befreiung contra Sexismus“

„Ich finde, jeder sollte sich in seinem Körper wohl fühlen und das tragen was er will.
Das Bikinimuseum ist mega! Ich habe jetzt viel mehr Selbstbewusstsein! DANKE!“

„Es ist schön zu sehen, wie weit die Befreiung und die Selbstbestimmung gekommen ist und doch stelle ich mir die Frage, wie viel freier Willen das ist und wie viel Kollektivismus doch das alles treibt.“

„Einerseits bin ich wütend und traurig darüber, dass Frauen so lange kämpfen mussten, um die Freiheit zu bekommen, selbst entscheiden zu können, was sie tragen möchten. Andererseits bin ich sehr stolz darauf, dass Frauen es geschafft haben!“

Im Spannungsfeld zwischen Emanzipation und Sexismus

Um 1890: Ausgrenzung beim öffentlichen Baden

Frauen des 19. Jahrhunderts entkleideten sich üblicherweise in sogenannten Badekarren, um unbeobachtet ins Wasser zu gelangen. Dieser Umstand lässt sich vor allem auf die repressive Sexualmoral einer patriarchalen Gesellschaft zurückführen, in deren Interesse es lag, die Geschlechtertrennung beim Baden zu wahren und insbesondere weibliche Nacktheit zu unterbinden. Obwohl das Tragen schwerer Stoffschichten im offenen Meer häufig Lebensgefahr nach sich zog, war bei Verstößen mit Denunzierungen und Bestrafungen zu rechnen.

1922: Verhaftungen am Strand

Im Zuge der ersten Welle des Feminismus im frühen 20. Jahrhundert wehrten sich zunächst Schwimmsportlerinnen wie Annette Kellerman und vereinzelte schwimmbegeisterte Frauen gegen die Stigmatisierung des weiblichen Körpers. Mutige Protagonistinnen trugen trotz Kontrollen der Strandpolizei einteilige Badeanzüge, die primär Herren vorbehalten waren, da sie Bewegungsfreiheit beim Schwimmen gewährten und zur Verbesserung des Körpergefühls beitrugen.

1946: Erster Bikini entblößt den Bauchnabel

Die Erfindung des Bikinis durch den Franzosen Louis Réard entfachte 1946 einen massiven Skandal, da er als erstes Badekleidungsstück den Bauchnabel entblößte. Die seit den 1930er-Jahren etablierten Zweiteiler hielten diesen stets bedeckt. Vorgeführt wurde Réards Kreation von einer Nachtclubtänzerin, da gewöhnliche Mannequins befürchteten, durch die Präsentation ihren Ruf zu ruinieren. Die sexualkonservativen und körperfeindlichen 1950er-Jahre verzögerten jedoch zunächst eine Etablierung des Bikinis in breiteren Gesellschaftsschichten. 

1971: Sexuelle Revolution und Siegeszug des Bikinis

Im Zuge der sexuellen Revolution und den aufkeimenden Emanzipationsbewegungen begannen Frauen breiterer Bevölkerungsschichten ab Mitte der 1960er-Jahre den Bikini vermehrt beim Baden am See oder im Freibad zu tragen. Der revolutionäre Zweiteiler wurde sukzessive von seinem anrüchigen Image befreit und erhielt angesichts des aufkeimenden Feminismus eine emanzipatorische Konnotation.

1980: Zwischen Sexismus und Emanzipation: „Da springt jeder an!“

Die Badebekleidung verließ ab den 1970er-Jahren schrittweise ihr Terrain Sonne, Urlaub, Pool und Strand und wurde schließlich als Werbedress für Produkte instrumentalisiert, die damit nichts gemein hatten: Autos, Baugeräte, Getränke oder Zigaretten – mit einem Bikini stieg das Interesse. Die Degradierung einer Frau zum „Sexobjekt“ erfolgt dann, wenn die Darstellung ohne erkennbaren Bezug zu einem mit Bademode assoziiertem Produkt steht und das Modell lediglich als sexualisierte Dekoration fungiert. 

 2016: Bikiniwerbung sorgt für Skandal in Münchner Innenstadt

Im Jahr 2016 erregte eine Bikini-Werbung der Marke „Calzedonia“ am Münchner Marienplatz, die das brasilianische Model Adriana Lima im Zweiteiler zeigt, einen immensen Skandal: Kritisiert wurde vor allem die sexualisierte Darstellung, die jungen Mädchen und Frauen suggerieren würde, dass nur ein schlanker, trainierter Körper als attraktiv gelten könne. Die Stimmen der Befürworter/innen eines Verbotes sexualisierter Reklamen werden heute zunehmend lauter: Bei genauerem Betrachten zeigt sich dennoch, dass die im Laufe der Jahrhunderte geführten Diskurse über den weiblichen Körper von einer großen Ambivalenz geprägt sind: Sie mäandrieren zwischen Objektifizierung, Sexualisierung und Emanzipation und spiegeln sowohl zeitspezifische Wert- und Moralvorstellungen als auch Geschlechterordnungen wider.

Heute sind Diskussionen rund um sensible Themen wie Sexismus und Feminismus nicht zuletzt aufgrund von Bewegungen wie #metoo aktueller denn je und von politischer wie gesellschaftlicher Bedeutung. Hierbei stellt der gegenwärtige Umgang mit Bademode eine attraktive Diskussionsbasis dar, da in kaum einem anderen Bereich des Alltags der leichtbekleidete Körper der Frau öffentlich sichtbar wird. Dieser Diskurs sollte dennoch nicht ungeachtet des vorhergehend erläuterten historischen Kontexts erfolgen.

Um eine zeitgerechte Meinungsbildung zu fördern und einen gemeinsamen Diskurs voranzutreiben, hat das BikiniARTmuseum das Forum „Befreiung contra Sexismus“ initiiert. Wir möchten nicht nur die historische Entwicklung der Bademode beleuchten, sondern die Diskussion mit in den Vordergrund stellen – Befreiung contra Sexismus abwägen.

Um einen dynamischen Prozess entstehen zu lassen, ist Deine Meinung gefragt:

  • Inwiefern sind Bikini-Darstellungen heute als emanzipatorischer Akt zu werten, inwiefern als Objektifizierungen?

  • Was bedeutet Freiheit in Bezug auf Körperlichkeit heute? Wann werden diesbezüglich Grenzen überschritten?

  • Welche Gedanken und Emotionen ruft die Thematik in Dir hervor?

Teile deine Ansichten und Bilder mit uns auch gerne über den #bikinivoices über Instagram oder Facebook! So schaffen wir ein Forum zur gemeinsamen Diskussion!

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