Bei der Abstimmung von Radio Ton gewann Janara mit überwältigender Mehrheit vor „Ante Vitoria“. Damit hat die fast 10m hohe und weithin sichtbare Symbolfigur des weltweit ersten Bademodenmuseums einen Namen. Janara stammt von der Sprache der Ur-Einwohner des Amazons ab und bedeutet „Prinzessin des süßen Wassers“. Überraschend das internationale Interesse. Fast die Hälfte aller abgegebenen Stimmen kamen aus Süd- und Nordamerika, aus der USA und aus dem nicht deutschsprachigem Europa. 

Der Sommer geht schön langsam zu Ende. Und damit auch die Zeit, in der man luftig und leicht bekleidet die warme Sonne genießt. Doch das war nicht immer so. Über 100 Jahre kämpften Frauen gegen gesellschaftliche Moralvorstellungen und politische Badevorschriften, um beim Baden in der Öffentlichkeit das zu tragen, was sie tragen wollten. In allen Ländern gab es Verbote und Strafen, man konnte sogar ins Gefängnis kommen, wenn man sich nicht an die Bestimmungen hielt. Schwimmen war anfangs mit der vorgeschriebenen Kleiderfülle, die viele Kilogramm wog, sogar lebensgefährlich. Die Befreiung des weiblichen Körpers zu bequemer und sicherer Badekleidung war ein Kampf um jeden Zentimeter Stoff. Und da gab es eine Reihe von sehr starken Frauen, die für die Selbstbestimmung der Frau in der Gesellschaft kämpften. „Woman Power“ ist eines der Hauptthemen im BikiniARTmuseum (kurz: „BAM“) und Janara die dazugehörende Symbolfigur.


Provokativ  &  so feministisch

Das BAM ist der weltweit erste Ort, an dem das rund um den Erdball gesammelte historische und zeitgenössische Wissen zu den Themen Bademode und Badekultur zusammengetragen und der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

Eröffnet wird Anfang 2020 an der Autobahnausfahrt der A6, Bad Rappenau, das gerne als die Hauptstadt der Bademode bezeichnet wird. Auf dem Dach des Museums thront schon bald – die Aufstellung ist für Anfang Dezember geplant – Janara in imposanter Größe. 

Bei der Abstimmung von Radio Ton gewann „Janara“ mit 76% aller Stimmen klar vor „Ante Vitoria“. Vor allem die vielen an der Abstimmung teilgenommenen Brasilianer haben ihren Namen durchgeboxt. Das Original, eine Bronzefigur, zeigt ein Mädchen aus den 1950er Jahren mit Bikini und Boxhandschuhen in Gewinnerpose. Schöpferin, der mit viel Grazie und Gefühl geschaffenen Figur, ist Doris Geraldi, eine bekannte Skulpturenkünstlerin aus Rio de Janeiro. 

Der im Finale unterlegene Name „Ante Vitoria“ ist aus der Kurzform für Annette und dem portugiesischen Wort Vitoria zusammengesetzt, das Sieg bzw. Triumph bedeutet. Ante Vitoria spielt auf die australische Schau- und Wettkampfschwimmerin Annette Kellermann an. Sie trug einen enganliegenden einteiligen Schwimmanzug aus Wolltrikotstoff. 1907 war damit der Skandal perfekt. In ihrem Schwimmanzug wagte sich Kellerman an den Strand von Boston und wurde wegen „anstößiger Enthüllungen“ verhaftet. Auch in Deutschland waren Beschränkungen, Verbote und Verhaftungen üblich: Von der Badekarre als Beispiel für die Restriktionen beim Baden im 19. Jahrhundert, über den Zwickelerlass von 1932 und die Geschlechtertrennung im Passauer Bschütt-Bad in den späten 30er Jahren sowie das Passauer Bikini-Verbot der Jahre 1968 bis 1971. 

Das Herzblut-Team rund um BikiniARTmuseums-Direktor Reinhold Weinmann hat einiges vor: „Das BikiniARTmuseum ist eine Hommage an die entschlossenen Vorausgängerinnen und Wegbereiterinnen im Gestern und Heute.“ Alle, die auch diesen Sommer wieder luftig, leicht bekleidet und sorgenfrei die warme Sonne am See oder im Park genießen konnten, haben diese Freiheit den mutigen Frauen der Vergangenheit zu verdanken. 

“Janara“, die Symbolfigur des BikiniARTmuseums, zeigt ein Mädchen aus den 1950er Jahren mit Boxhandschuhen in einer Siegerposition. Sie verkörpert den siegreichen Kampf der Frauen gegen unsinnige Prüderie und Vorschriften und steht für das Recht der Frauen selbst entscheiden zu können, was Frau beim Baden in der Öffentlichkeit trägt. Die fast 10 Meter hohe Symbolfigur, und damit größte Bikini-Figur der Welt, wird auf dem Dach des ersten Bademodenmuseums thronen. Schöpferin ist eine ältere Dame aus Rio de Janeiro, die diese Figur mit viel Grazie und Gefühl geschaffen hat. 

Copyright: Archiv BikiniARTmuseum

Die australische Schwimmerin Annette Kellermann, welche sich 1907 in ihrem enganliegenden einteiligen Schwimmanzug aus Wolltrikotstoff an den Strand von Boston wagte und wegen „anstößiger Enthüllungen“ verhaftet wurde. Copyright: ISHOF 

Moderne Kunstzeichnung von 1892: Eine Frau in historischer Badebekleidung an einer Badekarre. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde mit dem Baden in der Öffentlichkeit begonnen. Entsprechend wurde die Badekarre vor allem von Frauen benutzt,  um vor Blicken geschützt ins Wasser gehen zu können. Das BikiniARTmuseum wird eine Badekarre nach historischen Originalplänen nachbauen lassen und im Museum ausstellen. 

Copyright: Archiv BikiniARTmuseum