Mit Freude auf die Zielgeraden

Mit der ersten offiziellen Veranstaltung, einem Vortrag, ist das künftige BikiniARTmuseum „im Betriebsmodus angekommen“

Bad Rappenau. Es geht gut voran und mit sichtlich großer Freude und viel Enthusiasmus gehen die Macher ihrem Ziel, der Eröffnung des weltweit ersten Museum für Bademode und Kunst, dem „BikiniARTmuseum“, entgegen. Nun ist man wieder einen Schritt weiter und wie Hausherr Alexander Ruscheinsky meinte „mit dem ersten offiziellen Event, im Betriebsmodus angekommen“. In 154 Tagen soll die Eröffnung stattfinden und es gäbe noch viel zu tun. „Aber mit diesem wunderbaren Herzblut-Team schaffen wir das“, sagte Ruscheinsky. Auch Oberbürgermeister Sebastian Frei sieht mit Freude dem zukünftigen Museum als einen weiteren großen Mosaikstein in der Kultur der Stadt entgegen.

Den Auftakt in den Reigen vieler zu- künftiger Veranstaltungen bildete der Vortrag von Dr. Viola Hofmann, Dozentin für Kulturanthropologie des Textilen, mit dem Thema „Kleines Kostüm – große Konflikte“. Und natürlich stand hier die Badekleidung und insbesondere der Bikini im Fokus. Die Dozentin zeigte einen Abriss der Geschichte der Bademode und präsentierte dazu die entsprechenden Bilder.

Bereits in der Antike gab es schon einen Zweiteiler – dem Bikini ähnlich – für Sport treibende Frauen. Darauf folgte jedoch lange Zeit nichts. Erst im 19. Jahrhundert wurde das Baden in öffentlichen Bädern modern, doch die damals vorherrschenden Sitten und Moralansichten machten es im wahrsten Sinne des Wortes sehr schwer. Verhüllung war damals angesagt und, so muss- ten die Frauen Badekleidung tragen, die sehr viel bedeckte. In den 1890er-Jahren waren diese Kleider noch aus Wolle, und wogen, wenn sie sich mit Wasser vollgesogen hatten, etwa 30 Kilo. Dazu musste die Badenixe von damals auch ein Korsett tragen, was den Aufenthalt im Wasser zusätzlich erschwerte. „Wenn eine Welle kam, fielen die Frauen um und konnten sich aus eigener Kraft nicht mehr aufrichten“, erzählte Hofmann. „Es war eine lebensgefährliche Angelegenheit.“

Ganz allmählich wurde die Bademode zweckmäßiger. Noch in den 1920er- Jahren galt es als unsittlich, sich ohne Korsett und in knapper Badekleidung öffentlich zu zeigen. Die Frauen, die es dennoch wagten, wurden verhaftet.

Mit der Zeit wurden für Badekleidung neue Textilmischungen aus weniger saugfähigen Fasern mit elastischen Fäden entwickelt. Der einteilige Badeanzug blieb lange Standard, insbesondere in der Zeit des Dritten Reichs. 1932 wurde der sogenannte Zwickelerlass verhängt, der das Tragen eines Zweiteilers nicht gestattete. Dennoch gibt es Aufnahmen, auf denen sich Eva Braun, die Freundin Adolf Hitlers, in einem Zweiteiler präsentiert.

Erst in den späten 1940er-Jahren wurde der Bikini wieder thematisiert. Obwohl es ihn eigentlich schon lange vorher gab, wurde er nur von den Anhängern der Freikörperkultur getragen. Die französischen Modeschöpfer Louis Réard und Jacques Heim präsentierten ihn 1946 als ihre Kreation. Heim nannte

seine Modeschöpfung „Atom“. Réard ließ seinen Triangel-Bikini patentieren und nannte ihn „Bikini“. Der Name rührt von dem Bikini-Atoll her, bei dem die Amerikaner im selben Jahr die ersten Atombombenversuche unternahmen und Réard tief beeindruckten. Dennoch galt der Bikini noch lange als provokant und erotisch. Der Vatikan nannte ihn „sündiges Kleidungsstück“. Selbst die angesagtesten Modemagazine verweigerten sich des Bikinis. Populär wurde er erst in den

1950er-Jahren durch Filme und ihre be- rühmten Trägerinnen wie Marilyn Mon- roe und Brigitte Bardot.

Dennoch wurde von den Frauen all- gemein der Badeanzug bevorzugt. Den Durchbruch erlebte der Bikini erst 1962 mit dem James Bond-Film „007 jagt Dr. No“, als alle Welt vom Anblick der Schauspielerin Ursula Andress entzückt war, als sie in ihrem gelben Bikini aus dem Wasser stieg. Da war die selbstbewusste Frau im Bikini geboren.

Reinhold Weinmann wird Museumsdirektor

Weshalb bei der Vorstellung des zukünftigen Direktors des „BikiniARTmuseums“ eine so fröhliche Stimmung herrschte, klärte sich schnell auf: „Dass die Wahl des Museumsdirektors auf Reinhold Weinmann gefallen ist, hat bei vielen viel Begeisterung hervorgerufen“, stellte Oberbürgermeister Sebastian Frei fest. Weinmann ist in der Kurstadt kein Unbekannter. In der Vergangenheit hat er schon mit dem Kulturamt der Stadt viele Ausstellungsprojekte – insbesondere im Wasserschloss – umgesetzt, und ist

mit Bad Rappenau seit Jahren verbunden. „Diese Arbeit hat mich geradezu süchtig gemacht, und ich erinnere mich ganz besonders gerne an die Zeit“, sagte Weinmann.

Er ist Kunsthistoriker, Geograf und Manager für Kultur- und Non-Profit-Organisationen und hat in seinem neuen Wirkungsbereich einiges vor. „Unser Anspruch ist es, allen Besuchern informative, unterhaltsame und abwechslungsreiche Stunden rund um die Entwicklung der Bademoden-Kultur und der damit im Zusammenhang stehenden Evolution der Selbstbestimmung der Frau zu bieten“, erklärte der neue Direktor. Er möchte mit dem Museum der neuen Art die Besucher überraschen und auf un- konventionelle Weise ans Museum bin- den. Er freut sich auf die weiteren Fort- schritte und denkt schon an die Gestaltung der Ausstellung. Hierfür stehen dem Museum jetzt schon über 1.000 Exponate – alle sollen Unikate sein – aus unter- schiedlichen Jahrzehnten und vielen Ländern zur Verfügung.

Erschienen in der Rhein-Neckar-Zeitung am 06.08.2019 von Karoline Beck.